Atzenbrugg





 

Bürgermeister Leopold Schmatz würdig verabschiedet


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Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung fand am 07.11.2009 das Begräbnis von Ehrenbürger Bürgermeister Leopold Schmatz statt. Er war von 1982 bis 2009 Bürgermeister der Marktgemeinde Atzenbrugg


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(Fotos: Andreas Thurner)

Am Tag vor dem Requiem war sein Leichnam im Foyer des Schlosses Atzenbrugg aufgebahrt. Hunderte Gemeindebürger nutzten die Möglichkeit, um vom Verstorbenen Abschied zu nehmen und trugen sich in das Kondolenzbuch ein.

Am 7.11.09 fand unter zahlreicher Teilnahme der Gemeindebevölkerung und hochrangigen Ehrengästen wie dem 2. Landtagspräsidenten Herbert Nowohradsky, ÖVP-Landesgeschäftsführer LAbg. Gerhard Karner, MEP Dr.
Ernst Strasser, den Präsidenten des GVV Bgm. Mag. Alfred Riedl, BPO Bgm. Rudolf Friewald, zahlreichen Bürgermeisterkollegen u.v.a.m. die Begräbnisfeierlichkeit statt.

All jene Trauergäste, die in der Kirche keine Platz fanden, konnten die Trauerfeierlichkeiten über eine Großbild-Leinwand im Pfarrheim mitverfolgen.

Pfarrer KR Richard Jindra hob den Einsatz des Verstorbenen um die Katholische Kirche hervor, da dieser "sich bis zuletzt bei der Neugestaltung des Kirchenplatzes engagierte".

Am Ende des Requiems würdigten GGR Franz Mandl, Ing. Gabriel Lesicka (Bürgermeister der polnischen Partnergemeinde Jezowe), Bezirkshauptmann Andreas Riemer und Landtagspräsident Herbert Nowohradsky in Ihren Ansprachen den Einsatz des Verstorbenen für seine Gemeinde.

Im Anschluss wurde der Sarg in einer Prozession auf den Friedhof geleitet, wo Bürgermeister Schmatz begleitet von hunderten Trauergästen seine letzte Ruhestätte fand.



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Bürgermeister Leopold Schmatz, 1948 - 2009

Nachstehend dürfen wir einen kurzen Abriss aus seinem erfüllten Leben, das er seit frühester Jugend in den Dienst der Anderen stellte, geben:

Bürgermeister Leopold Schmatz wurde am 19.August 1948 in Moosbierbaum 19 geboren. In den Jahren 1953 und 54 besuchte er den damals eingerichteten Erntekindergarten im Hause Kammerhofer in Heiligeneich. Die Pflichtschule absolvierte er von 1955 - 1959 (VS - Heiligeneich) und von 1959 - 1963 (Hauptschule Heiligeneich).
Ab dem Schuljahr 1963/64 besuchte er die dreijährige Handelsschule in Tulln, die er mit Vorzug abschloss.
Seit 1973 mit Gattin Ottilie verheiratet. Der Ehe entstammen 2 Kinder, Sohn Andreas und Tochter Claudia. Er ist auch schon 2 facher Großvater

Den Berufsweg begann er am 4. Juli 1966 mit dem Diensteintritt bei der Stadtgemeinde Tulln, wo er bis zu seiner Krankheit ununterbrochen tätig war. Mit 1. Juni 1985 wurde er zum Kammeramtsleiter bestellt und war für die Agenden Buchhaltung, Abgabenwesen, EDV und Lohnverrechnung verantwortlich.

Der Beginn seiner Öffentlichkeitsarbeit liegt bereits in den Jahren 1963/64 als Pfarrführer in der katholischen Jugend, Jugendvertreter und Teilnehmer an der Diözesansynode St. Pölten.

1969 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der österreichischen Jugendbewegung (heute Junge ÖVP) in unserer Gemeinde. Er leitete diese Organisation von 1972 bis 1975 als Obmann und gehörte bereits seit 1972 der ÖVP - Gemeindefraktion an. Besondere Höhepunkte dieser Zeit waren Jahr für Jahr die Großkirtage mit Volksfest in Atzenbrugg, wo er von 1970 - 1983 in die Organisation eingebunden war.

Bei der Gemeinderatswahl 1975 zog er als Jugendgemeinderat in den Gemeinderat der Marktgemeinde Atzenbrugg ein. Vom Start weg wurde er in den Gemeindevorstand gewählt und hatte schon damals das Kulturreferat inne. Ebenso übernahm er die Funktion des Fraktionsobmannes der ÖVP-Gemeinderatsfraktion, die er von 1975 - 1982 ausübte. Seit 1975 gehörte er dem Gemeindeparteivorstand, der Ortsparteileitung und dem ÖAAB-Vorstand an. Er war auch stets einer der Hauptorganisatoren des nun schon traditionellen ÖVP - Balles.

Jüngster Bürgermeister
Mit 34 Jahren wurde Leopold Schmatz am 31. Oktober 1982 zum jüngsten Bürgermeister im Bezirk Tulln gewählt und übte dieses Amt bis zu seinem Tode mit viel Umsicht aus. Zug um Zug folgten zahlreiche Funktionen, wie z.B. Hauptschulausschussobmann, Obmann des Standesamts- und Staatsbürgerschaftsverbandes und vieles mehr.

Als Geschäftsführer der Schloss Atzenbrugg Betriebs- und Instandhaltungs-GesmbH fungierte er seit 1980 und war wesentlich am Fortschreiten der Renovierungsarbeiten beteiligt, welche mit der Eröffnung des Volkskulturzentrums im Juni 1998 ihren Abschluss fanden.

Weitere Tätigkeitsbereiche waren 12 Jahre Obmann des Verschönerungsvereines Moosbierbaum - Heiligeneich, 10 Jahre Obmann und anschließend Präsident des USV - Atzenbrugg - Heiligeneich und Leiter des Bildungs- und Heimatwerkes. Seit Bestehen des Pfarrgemeinderates bis 1997 gehörte er dieser Einrichtung an und hatte lange Jahre die Funktion des stellvertretenden Vorsitzenden des Pfarrkirchenrates inne.

An politischen Funktionen bekleidete er seit 1983 die Funktion des ÖVP- Gemeindeparteiobmannes und war auch in vielen Bezirksfunktionen tätig, wie z. B. als Teilbezirks .Parteiobmann. und als Mitglied des Bezirksparteivorstandes. Seit Bestehen der ”Basis” arbeitete er als Redaktionsmitglied für diese Zeitung, weiters war er Bezirksobmannstellvertreter des Gemeindevertreterverbandes der ÖVP.

Zum Wohle der Gemeinde
Blickt man auf die siebenundzwanzigjährige Amtszeit unseres Bürgermeisters zurück, so sieht man den unermüdlichen Einsatz eines Mannes, für den das Wohl seiner Heimatgemeinde in jedem Fall an erster Stelle stand. So hat er in den ersten Jahren seiner Amtszeit für die Stabilisierung des Finanzhaushaltes der Gemeinde gesorgt. Während seiner Amtszeit wurde der Kanal in Trasdorf und auch in den kleineren Orten wie Weinzierl, Ebersdorf, Tautendorf und Hütteldorf, Watzendorf sowie die Wasserleitung im gesamten Gemeindegebiet errichtet. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurden auch die meisten Gemeindestraßen neu errichtet oder wiederhergestellt, wobei für ihn eine großzügige Grünraumgestaltung besonders wichtig war.

Besonders am Herzen lagen ihm unsere Kinder und Jugendliche, für deren Förderung und Ausbildung er in vielen Bereichen gesorgt hat. So wurde in seiner Amtszeit der neue viergruppige Kindergarten, der Zu- und Umbau der Volksschule, der Neubau des Turnsaales sowie der Hauptschulumbau durchgeführt. Aber nicht nur ein modernes Gebäude, sondern auch die Ausstattung mit modernsten Lehrmitteln, wie z. B. die EDV- Räume in der Hauptschule, und die Anschaffung neuer Instrumente für die Musikschule waren ihm immer wieder ein großes Anliegen.

Er wusste auch, dass eine gesunde Gemeindeentwicklung ganz wesentlich durch ein aktives Vereinsleben getragen wird und widmete deshalb den zahlreichen Vereinen in unserer Gemeinde viel Kraft und Zeit.

Neue Feuerwehrhäuser in Trasdorf und Heiligeneich, der Zubau des Feuerwehrhauses in Atzenbrugg, die laufende Erneuerung der Einsatzfahrzeuge und Ausrüstung wurden immer gemeinsam von Feuerwehrkommandanten und Gemeinde durchgeführt.
Um sich in einer Gemeinde wohlfühlen zu können, ist es notwendig, Möglichkeiten für eine aktive Freizeitgestaltung zu schaffen. Fußball und Tennis, Pfadfinder und Blasmusik wurden in Heiligeneich durch die Errichtung von neuen Vereinsräumlichkeiten wesentlich von der Gemeinde unterstützt.

Schaffung von Wohnraum für junge Leute und Familien ist in jeder modernen Gemeinde wichtig. So wurden auch in unserer Gemeinde in den letzten Jahren einige große Wohnbauprojekte verwirklicht und Baurechtsgründe geschaffen. Dies ist auch ein wesentlicher Beitrag für eine positive Bevölkerungsentwicklung.

Wenn junge Menschen sich hier ansiedeln, dann brauchen sie auch Arbeitsplätze. Die Förderung der heimischen Wirtschaft lag unserem Bürgermeister am Herzen und darum sind wir besonders stolz, dass sich im Betriebsgebiet Trasdorf einige aufstrebende Betriebe angesiedelt haben und damit auch Arbeit für die Bürger unserer Gemeinde geschaffen wurde.

Damit in engem Zusammenhang steht auch die Sicherung der Nahversorgung, wo mit dem Neubau eines Einkaufsmarktes in Heiligeneich ein großer Schritt für die Lebensqualität unserer Bevölkerung gelungen ist, bei dem auch die Gemeinde einen wesentlichen Beitrag geleistet hat.

Einsatz für Schloss Atzenbrugg
Ein besonderer Dank gebührt Bürgermeister Leopold Schmatz für seinen großen Einsatz bei der Schloss Atzenbrugg Instandhaltungs- und BetriebsgmbH., wo er seit 1980 als Geschäftsführer Großartiges geleistet hat. Als Ruine wurde Schloss Atzenbrugg 1978 von der Gemeinde gekauft und war jahrelang das "Sorgenkind" Nummer eins, eine Renovierung schien finanziell unleistbar und auch eine vernünftige Nutzung war lange nicht in Sicht. Er hat immer, auch gegen Widerstände, an seinen Visionen vom Ausbau des Schlosses festgehalten und so ist es im Besonderen auch seiner unermüdlichen Arbeit zu verdanken, dass Schloss Atzenbrugg heute als Schubertgedenkstätte zu einem Juwel des Tullnerfeldes geworden ist. Mit dem Sitz der Kultur.Region.Niederösterreich, deren Hauptaufgaben die Geschäftsbesorgung für das Land Niederösterreich in den Bereichen Museums- und Volkskulturförderung sowie die Musikschulförderung darstellt, wurde unser Schloss und damit auch Atzenbrugg ein kultureller Begriff im ganzen Land.

Sein letztes großes Projekt war der Zu- und Umbau des Rathauses. Dabei wurde unter Beibehaltung der historischen Fassade das Gebäude dem Stand des Bürgerservices, der internen Organisation sowie des Energiestandards angepasst. Soweit uns bekannt ist, entstand hier in Atzenbrugg das 1. Rathaus in Niederösterreich, das als Passivhaus errichtet wurde und durch diese Maßnahme es zu wesentlichen Energieeinsparungen kommen wird.

So könnte man die Liste seiner Verdienste noch lange fortsetzen.

Auszeichnungen
Gewürdigt wurde die Arbeit von Bürgermeister Schmatz in Form von zahlreichen Ehrungen. So wurde ihm unter anderem 1992 das goldene Ehrenzeichen der Marktgemeinde Atzenbrugg, 1998 der Ehren- und Wappenring der Gemeinde und 2008 die Ehrenbürgerschaft der Gemeinde für seine besonderen Verdienste um die Marktgemeinde Atzenbrugg verliehen, im Jahre 1996 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich, 1997 für Verdienste um die Pfarrgemeinde den Hippolytorden und 1998 die Florianiplakette für besondere Verdienste um das Feuerwehrwesen Niederösterreichs. Seitens des Hilfswerkes wurde er mit der diamantenen Ehrennadel für Sozialleistungen ausgezeichnet.

Die Marktgemeinde Atzenbrugg wird ihrem Ehrenbürger Bürgermeister Leopold Schmatz stets ein ehrendes Andenken wahren.

Parte


Atzenbrugg, 12. November 2009 /mon /bra



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